Das Leben und wirken von Bischof Dr. Andrew Francis

* 29.11.1948 in in Adah, Pakistan † 06. Juni 2017 in Lahore

 

Priesterweihe 10.01.1972 Bischofsweihe 09.02.2000

 

 Stationen:

  • Leiter der interreligiösen nationalen Kommission für Ökumene
  • der nationalen Kommission für die heilige Liturgie und für katholische Liturgie in Urdu (Nationalsprache Pakistans).
  • Mitglied des päpstlichen Rates für interreligiösen Dialog in Rom und der internationalen Kommission für englischsprachige Liturgie sowie im
  • Komitee der pakistanischen Regierung für religiöse Minderheiten. Ehrenvorsitzender des Zentrums für Menschenrechte sowie Vorsitzender der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden.

 

Mit freundlicher Genehmigung des Vereins Friedenszeichen e.V.,  folgt hier ein Text, den die Stationen des Lebens von Bischof Andrew Francis, seit seiner Begegnung mit Pater Burkhard Nogga †, welcher dem Bischof 20 Jahre lang unterstellt war, sehr gut wiedergeben.  Ich durfte als Mitglied des Vereins Friedenszeichen, von Anfang an, das Wirken des Bischofs, insbesondere in Deutschland miterleben.

Zwanzig Jahre voller Dankbarkeit

Zwanzig Jahre lang hat unser Verein Friedenszeichen e.V. Bischof Andrew unterstützt. Als junger Priester machte er immer wieder Urlaubsvertretung in einer Kirche in unserer Nähe. Er sprach fließend mehrere Sprachen, doch in Deutschland benötigte er die Übersetzung seiner Predigten aus dem Englischen. Im Sommer 1997 wurde unsere 1. Vorsitzende Frau Grundberger zum Übersetzen eingeladen. Sie ahnte nicht, dass ihre erste Begegnung mit ihm der Beginn einer langjährigen Freundschaft war.

 

Bischofsernennung durch Papst Joh. Paul II im Jahr 2000

Im Jubiläumsjahr 2000 ernannte Papst Johannes Paul II. Dr. Andrew Francis zum neuen Bischof von Multan. Zur Bischofsweihe waren wir als Gäste nach Lahore in Pakistan eingeladen. Seitdem unterstützen wir sein sehr segensreiches Wirken. Jedes Jahr war er in unserem Vereinshaus in Deutschland zu Gast, und wir halfen ihm mit Kontakten zu vielen Menschen, Kirchengemeinden und auch zu Hilfsorganisationen wie Missio, Kirche in Not und anderen. Viele persönliche Freundschaften entstanden, besonders auch zu Pfarrer Dr. Richard Kocher dem Programmdirektor von Radio Horeb. Immer wieder sprach Bischof Andrew zu den Hörern des Radios über seine Arbeit und über sein Land. Er war eine wichtige Stimme für die verfolgte Kirche.

Unser Besuch in Pakistan

Mehrmals waren wir zu Gast in der Diözese Multan in Pakistan. Wir besuchten mit dem Bischof die oft weit verstreut lebenden christlichen Gemeinden. Wir ritten auf Kamelen durch die Wüste, fuhren im Fischerboot bei Sonnenuntergang auf dem großen Fluss Indus, wir waren unterwegs auf Ochsenkarren und Rikschas. Immer wieder wurden wir von den christlichen Familien und Gemeinden eingeladen und waren von ihrer Herzlichkeit überwältigt. Wir gaben ihnen zu verstehen, dass sie nicht allein sind, dass wir ihnen in ihrer Not beistehen und für sie beten.

 

Das weltweite Ausmaß der Christenverfolgung in unseren Tagen ist leider in den heutigen westlichen Medien kaum ein Thema. Durch unsere direkte Freundschaft mit Bischof Andrew waren wir mit betroffen und konnten mit einem großen Freundeskreis viel Hilfe und Unterstützung ermöglichen. Wir begegneten dort in der Wüste von Multan Christen mit einem starken Glauben und einer großen Liebe, und wir fühlten uns durch sie im Glauben gestärkt, zurückversetzt in die Zeiten der Apostelgeschichte.

Ein Bischof für alle

Der Bischof half nicht nur den Christen, sondern in der Not machte er nie einen Unterschied zwischen Glauben und Abstammung der Menschen. Er war für alle da. Besonders während der großen Hochwasserkatastrophe, aber auch bei dem Erdbeben im Norden des Landes konnte geholfen werden. Viele Familien bekamen Zelte und warme Decken. Ein aus Österreich gestifteter Krankenwagen versorgte die Kranken. Besonders die Kinder und Jugendlichen lagen Bischof Andrew am Herzen. Zahlreiche Schulen wurden gegründet, um durch gute Erziehung und Bildung den Kindern der armen Bevölkerung zu einem besseren Leben zu verhelfen. Muslimische und christliche Kinder sollten zu gemeinsamen Werten der Toleranz und der Nächstenliebe erzogen werden.. Es war der große Traum von Bischof Andrew, an einer neuen Gesellschaft der Mitmenschlichkeit im religiösen Dialog zu arbeiten. Er war immer bemüht um gute Beziehungen zu den Vorstehern der Moscheen und zu den Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft.

Bischof Andrew ein bindendes Glied zwischen Christen und Moslems

Nicht nur in christlichen Kreisen war Bischof Andrew sehr beliebt. Seine Worte trafen ins Herz und veränderten die Menschen. Auch viele Muslime kamen zu den Gottesdiensten und Heilungsgebeten in die Kathedrale von Multan. Viele wurden durch das Gebet des Bischofs von ihren Krankheiten und Leiden geheilt. 

Sein Leben erinnert an das Leben der großen Apostel. Leider jedoch gab es auch für ihn die drohende Gefahr, dem Terrorismus zum Opfer zu fallen.

Wenn christliche Kirchen und Dörfer niedergebrannt und Christen verfolgt, verwundet oder auch getötet wurden, war es der Bischof, der zur Vergebung und zur Versöhnung aufrief. Immer wirkte er einer Eskalation der Gewalt entgegen, bei welcher die gegenseitige Rache noch mehr Unheil angerichtet hätte.

 

Der Bischof in Deutschland und bei Radio Horeb

Viele Male war Bischof Andrew auch in Deutschland, wo er viele verschiedene Gemeinden besuchte, um nicht zuletzt auch Hilfsgelder für verschiedene Projekte zu sammeln. Immer wieder war er auch zu Gast bei Radio Horeb, wo ihn mit dem Programmdirektor, Pfr. Dr, Richard Kocher, eine sehr herzliche Freundschaft verband. Er liebte den Sender Radio Horeb und betonte immer, wie wunderbar die Arbeit dieses Senders für ihn sei und welch wertvollen Dienst dieser für die Evangelisation in unserem Land hervorbringt. Wenn der Bischof zu uns nach Deutschland kam, war es immer eine Begegnung der ganz besonderen Art. Ich persönlich erinnere mich gut an ein Beichtgespräch bei ihm, wo seine besonders väterliche Art noch mehr zum Ausdruck kam, er war hervorragender Seelsorger und ein Vater für alle!

Die große Flut

Im Jahr 2010 als der Fluss Indus über die Ufer trat und einen großen Teil der Diözese Multan überschwemmte, watete der Bischof selbst durch das Wasser, um Menschenleben zu retten. Durch alle guten Beziehungen, welche wir in den Jahren hier in Deutschland, Österreich und in der Schweiz aufbauen konnten, flossen viele Hilfsgüter und Spenden zu den armen, von der Flut betroffenen Menschen, die wir zum Teil bei unserem Besuch selbst ausgeteilt haben.

Bereits zu Beginn der Katastrophe baute die Diözese zusammen mit Caritas Multan einen Katastrophenhilfsdienst auf. In allen Gebieten der Diözese Multan waren diese Menschen unterwegs, um den Opfern Hilfe zu bringen. Dringend wurden Lebensmittel benötigt, aber auch Hausrat, Kleidung, Decken, Zelte, Wasserfilter, Medizinische Versorgung und andere Güter.

Obwohl er seine bischöflichen Pflichten mit ganzem Einsatz erfüllte, hatte Bischof Andrew noch viele weitere Aufgaben und Ämter.

Der Unfall

Drei Mal, wurde im Laufe der Jahre auf Bischof Andrew Francis der Versuch unternommen, ihn zu töten, immer blieb er verschont und behütet. Leider fand das großartige Wirken von Bischof Andrew ein tragisches Ende, als ein Auto in der Nacht, nach seiner Rückkehr aus Rom im Herbst 2012, das Fahrzeug des Bischofs rammte, und ihn schwer verletzte, die Fahrer des den Unfall verursachenden Fahrzeugs konnten nie festgestellt werden. Über unseren Verein riefen wir zu Spenden für ihn auf. Der Bischof konnte in Deutschland in einer Spezialklinik behandelt werden.

Tod des Bischofs nach langem Leiden

Es wurde besser, doch er blieb querschnittsgelähmt im Rollstuhl und entschied sich ein Jahr später, sein Amt niederzulegen. Er war auf Pflege angewiesen. Im Jahr 2017 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand, und er verstarb am 6. Juni 2017 nach fast fünfjähriger Leidenszeit. Tausende von Menschen begleiteten seine Beerdigung. Sein Grab befindet sich neben der durch ihn renovierten Kathedrale von Multan und wurde zu einem Wallfahrtsort.

Bischof Andrew wirkte immer für den Aufbau einer Zivilisation der Liebe, gemäß dem Aufruf von Papst Johannes Paul II folgend, der Toleranz und der Gerechtigkeit. Im Gedenken an diesen großen charismatischen Bischof schrieb sein Bruder Joe Francis:

 

Zeugnis seines Bruders

„Trotz aller schwierigen Umstände war Andrew nie entmutigt oder vom Leben enttäuscht. Er klagte nicht und behielt immer die Fassung. Sein zuversichtliches, friedliches Gesicht, seine kräftige Stimme und auch sein verschmitztes Lächeln werden mir immer tief in Erinnerung bleiben. Mein Bruder war ein betender Mensch, ein Mensch, der den Frieden liebte, der durch sein Wirken für den interreligiösen Dialog viele Brücken und Beziehungen aufbaute. Der sich auch in schwierigsten Situationen für Frieden und Gerechtigkeit einsetzte und dadurch viel Rache und Unheil zwischen den Menschen verhindern und bremsen konnte. Er war ein begnadeter Redner und Schriftsteller, ein sehr kühner, revolutionär denkender Mensch."